geschichte und tradition des maracatu
maracatu - eine afrobrasilianische tradition
"maracatu de baque virado" oder und "maracatu baque solto" sind zwei traditionelle musik- und tanzformen aus dem im nordosten von brasilien gelegenen bundesstaat pernambuco. "maracatu de baque virado" ist neben den kultischen rhythmen des "candomblé" eine der ältesten formen afrobrasilianischer perkussion. von den “rei de congo”-zeremonien in den sklavensiedlungen des 17. und 18. jahrhunderts führt seine geschichte bis in die gegenwart der brasilianischen rockmusik.
maracatu nação oder maracatu de baque virado bedeutet wörtlich "stammes-maracatu" oder "maracatu mit dem gedrehten schlag". die existenz dieser ältesten form kann bis in die mitte des 17. jahrhunderts zurück verfolgt werden. maracatu in dieser ursprünglichen art wurde bei den krönungszeremonien der kongo-könige ("rei do congo/rainha do congo") gespielt. mit dem ende der sklaverei entfiel die symbolische wahl des schwarzen königspaares, der maracatu verlor seine ursprüngliche rituelle bedeutung und fand seinen neuen platz im karneval.
die musikalischen wurzeln des traditionellen maracatu liegen im candomblé, einer afrobrasilianischen natur-religion, die auch heute noch praktiziert wird.
maracatu rural oder maracatu de baque solto, sinngemäss der "ländliche" oder "bauern-maracatu", ist ein jüngerer stil. er entstand um 1930 im hinterland der pernambucanischen küstenstädte und zeichnet sich aus durch den wechsel von langsamen, vom vorsänger allein gesungenen liedstrophen und sehr schnellen, von der band gespielten zwischenteilen.
die typische besetzung besteht aus einigen bläsern (trompete, posaune, machmal auch flöte, klarinette oder saxophon) und einer kleinen perkussionsgruppe mit bombo (basstrommel), caixa/tarol, porca (einer reibetrommel, deren quietschende, grunzlaute an schweine- oder affengeschrei erinnern), gonguê und mineiro. als wichtiger rhythmischer zusatz dienen in die farbenprächtigen kostüme der "lançeiros" (lanzenträger) eingenähte glocken oder metallplatten, die mit den bewegungen der tänzer klappern.
"tradition heisst nicht die asche aufbewahren, sondern das feuer weitergeben."
in den letzten 20 jahren sind zahlreiche neue gruppen entstanden, welche die tradition des maracatu aufnehmen, weiterentwickeln und so in eine lebendige zukunft führen.
eine der kreativsten maracatu-gruppen ist sicher "maracatu badia" aus olinda mit ihrem musikalischen leiter "nininho" (josé silva de assunção). indem badia unterschiedliche afrobrasilianische rhythmen wie samba, sambareggae, coco, ijéxà oder ciranda, aber auch funk- und hip hop-grooves auf die maracatu-trommeln überträgt und diese mit den überlieferten "toques" verbindet, hat die gruppe einen neuen stil, den maracatu baque livre (sinngemäss: freier maracatu) entwickelt.
in den 90er-jahren entwickelte sich in recife eine junge musikszene, die durch die verbindung von globalen einflüssen wie hardrock, funk, rap, raggamuffin und ska mit lokalen musikstilen (samba, maracatu, coco, frevo) eine neue form der musica popular brasileira (mpb) schuf. am anfang der mangue-bewegung standen lokale bands und dj's: fred zero quatro mit "mundo livre s/a", "chico science & nação zumbi" und renato lins. der einsatz von maracatu-trommeln bei "nação zumbi" brachte diese instrumente und ihre rhythmen wieder ins bewusstein einer jungen generation. zahlreiche neue maracatu-gruppen sind seither entstanden, nicht nur in pernambuco, sondern in ganz brasilien und darüber hinaus in europa und nordamerika. und die maracatu-musiker in recife und olinda haben angefangen zu experimentieren und ihre musik weiter zu entwickeln, ohne dabei die tradition aus den augen zu verlieren.
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